01 / 2017 / Italien / Amalfi, Atrani, Vietri sul Mare, Salerno, Positano, Amalfitana
La Dolce Vita per me, pronto! Her mit dem schönen Leben, aber zackig!
Diesmal sind wir nicht mit dem Auto nach Italien gereist, sondern per Flugzeug. Anreise nach Neapel also pronto. Weiter per Mietwagen nach Salerno, um von hier aus die Amalfiküste zu erkunden. Salerno als Ausgangsbasis ist prima, jedoch eine große und seeeehr laute Stadt. Der gemeine Italiener als Verkehrsteilnehmer kann wirklich als Wesen definiert werden, das vor allem Lärm macht. Die Benutzung der Hupe erfolgt zwar regelmäßig, angesichts des scheinbar erratischen Verhaltens der Verkehrsteilnehmer jedoch erstaunlicherweise nicht als Dauerton.
Folglich haben wir den Fiat Punto ganz tief in der Tiefgarage verstaut und ab nach Amalfi mit der Fähre. Kein Gehupe, der salzige Seewind im Gesicht und … Überraschung: große Mengen anderer Urlauber. Es ist Pfingstsamstag und auch die Italiener selber finden ihre Amalfiküste ganz nett. Von Amalfi aus erreicht man aber in nur wenigen Minuten zu Fuß Atrani.
Dort ist zwar alles etwas kleiner, jedoch ruhiger und für uns somit viel schöner. Allen Orten an der Amalfinata ist gemein, dass sie fast vertikal in die Steilküste gebaut wurden. Das ist zwar äusserst pittoresk, zu Fuß aber auch echt lästig/anstrengend. Makte nix, am Ende des Tages isse Besuch fertich und wir füllen den Kalorienspeicher in einem der vielen guten Restaurants in Salerno wieder auf.
Der Mensch ist ein lernendes Wesen (!) und wir sind am Pfingstsonntag mit der Eisenbahn nach Vietro sul Mare (salernoseitiges Ende der Amalfiküste) an den Strand gefahren. Transporttechnisch entpuppte sich das als ungemein preiswertes, jedoch extrem nervenaufreibendes Unterfangen. Mit den neu erworbenen Sprachkenntnissen konnten wir die Tickets bei einem netten Schalterbeamten „pronto“ erstehen, der uns auch gleich mit Gleis und Abfahrtzeit versorgte. Gesagt, getan und? Dann rauscht der Zug doch durch Vietro sul Mare ganz locker durch ohne (!!!) anzuhalten. Zwar waren wir am nächsten Halt weiter von unserm eigentlichen Ziel entfernt, jedoch ging es mit dem Bummelzug dann wieder zu unserem eigentlichen Ziel zurück.
Auch wenn das italienische Wort für Umsteigen nicht zu unserem Wortschatz gehört, das hatte uns der Typ am Schalter verschwiegen. Auch, dass sonntags zwischen 16 und 19:30 kein (!!!) Zug zurück ging , liess der Schalterbeamte mal locker unerwähnt. Sicher wollte er unsere zarten Sprachkenntnisse nicht überfordern…
Hab ich zuvor etwas von vertikaler Bauweise geschrieben? Der Bahnhof lag natürlich oben am Berg und der Strand naturgemäss ganz, ganz unten. Dafür war aber das Wetter schön, Berna war glücklich weil sie schwimmen konnte und ich, ich hab an Erich Kästner gedacht. Hä? Von dem gibt es doch ein wunderbar böses Gedicht über Strandurlaub an der Nordsee, in der er sich ertränkt, weil er die knapp verhüllten Leiber der anderen Menschen am Strand nicht mehr ertragen will. Fazit: Erich Käster war nur zur falschen Zeit am falschen Ort, Ha!
Neuer Tag, neues Spiel, neues Glück. Die Küstenstraße „Amalfitana“ ist bekanntlich schön und den Ausflug nach Positano wollten wir mit dem Auto machen. Also los zur Tiefgarage und den treuen, kleinen Punto wieder in Aktion gebracht. Und Zack, da war er schon, der nächste Denkfehler! Wehmütig denke ich an den letzten Mietwagen zurück (kleines Upgrade auf Ford Mustang mit unanständig viel PS und vermutlichem Soundsystem im Auspuff). Der Punto dagegen ist zwar vollkaskoversichert, hat aber die Kraft und den Sound eines ganzen Rasenmähers! Bah! Die Fahrweise der kleinen Italiener und die Ausblicke der grandiosen Küstenstraße machen den Ausflug dann aber doch noch zum Abenteuer. Meine Frau schlägt öfter die Hände vors Gesicht, schreit auch zuweilen laut auf, die Fahrt war aber insgesamt weit weniger aufregend, als der Reiseführer vermuten ließ.
In Positano angekommen, bewundern wir erneut die vertikale Bauweise des Ortes, parken oben und rennen zu Fuß ans Wasser unten. Der gemeine Italiener spült sein Mittagessen gerne mit einem Glas Wein herunter und wenn ich das imitiere, wollen auch diese Kalorien verarbeitet werden… Zu Fuß erkunden wir also Positano, bewundern das pittoreske Stadtbild, entdecken den Strand und rennen dann wieder meilenweit nach oben zur Garage.
Von Salerno aus geht es dann weiter in die Basilikata nach Matera.
Zuvor will ich aber noch das dämliche Zitat meiner Überschrift relativieren. Der Film „La Dolce Vita“ von Fellini ist nämlich tatsächlich ein zutiefst moralisches Werk. Sollte man eine nicht zensierte Fassung erwischt haben und sich das Gemüt nach der Badeszene im Trevibrunnen wieder beruhigt hat, so stellt man fest, dass Fellini die Gesellschaftsschicht, die sich “ dem süßen Leben“ widmet, humorvoll aber bitterböse als sinnentleerte Deppen charakterisiert. So bleibt der Begriff des „Dolce Vita“ im germanischen Hirn ein Synonym für italienische Lebenskunst, das jedoch weder pronto noch tutto umgesetzt werden sollte.
Manchmal sind sorgsam gepflegte Vorurteile eben viel schöner als die Realität. In diesem Sinne liebe Grüsse aus „bella Italia“,
Pat