04 / 2017 / Italien / Tropea / Stromboli
Einige Tage habe ich nichts geschrieben. Wow, könnte man denken, die erleben so viel dass es kaum noch in Sprache zu fassen ist?
Hmmm, wär wirklich super, war aber nicht so.
Waren am Strand.
Da liegt man dann so rum.
Und es passiert nix.
Dann dreht man sich um und es passiert weiter nix.
Gar Nix.
Strandurlaub ist wie verdünntes Reisen, also homöopathischer Urlaub.
Frauen mögen so was.
Als wir im Urlaub doch noch was erlebt haben, sind wir in Tropea gelandet. Geographisch gesehen denken wir uns wieder den italienischen Stiefel und sind nun genau da, wo es fies weh tut, wenn man barfuß mit dem großen Zeh kräftig vor irgendwas getreten hat. Von da aus gibt es Nachtausflüge mit dem Boot zum Vulkan Stromboli. Vulkane finde ich schon lange faszinierend: Naturgewalt in fotogener Form, die uns die Grenzen der menschlichen Macht deutlich aufzeigt. Meine Bewunderung für Vulkane ist jedoch ein sehr einseitiges Verhältnis, denn diese therapieresistente Akne der Erdkruste stellt in der Regel jede Tätigkeit ein oder hüllt sich in Nebel, wenn ich dort auftauche.
Zeitsprung: Stromboli spuckt mehrfach und pronto ist der homöopathische Aspekt dieser Reise wie wechgefegt :-))
Stromboli von Tropea aus gesehen
Stromboli vom Boot aus
Stromboli Strand
Verwundert stellen wir im touristischen Tropea zudem fest, is ja viel netter hier als in der verschlafenen Heimat der Eiskremgeschissmacher in Pizzo: Das Meer ist wunderbar türkis anstelle nur öde blau, endlich mehr Restaurants als Eisdielen, die Hotelmanagerin viel netter (unschwer, noch 2 weitere Tage in Pizzo und ich hätte Gewaltfantasien entwickelt…) und überhaupt.
Begrüßt wird man hier plötzlich mit „Salve“ anstelle „Ciao“ und kommt sich dabei vor wie in einem ollen römischen Sandalenfilm. Zum Sandalenfilm passt die Architektur der historischen Altstadt von Tropea.
Altstadt von Tropea
Insbesondere artig kulturbeflissenene Germanen interpretieren den offensichtlich bös maroden Zustand der Gebäude sehr gerne als stilvoll und machen dazu ein hinreißend verzücktes Gesicht. Die müssen in diesen Ruinen aber auch nicht leben. Der gemeine Italiener dagegen bekommt bei diesem Thema schlagartig Schaum vor dem Mund, da diese Misswirtschaft durch die enge Verflechtung von organisierter Kriminalität und Politik entstanden sei.
Das Reaktionsmuster mit dem Schaum vor dem Mund bekommt der kleine Italiener aber auch regelmäßig immer dann, wenn Ausländer hier die Themen „Papst“, „Mussolini“ und „Mafia“ mit ihm diskutieren möchten. Aus zuverlässiger Quelle haben wir erfahren, dass man nur diese 3 Ausdrücke in einen Satz packen muss, um jedes Gespräch mit Italienern zuverlässig und pronto zu beenden.
Die APE, das Dreirad des erwachsenen Mannes in Italien
Meine neues italienisches Lieblingssprichwort ist eines, dass in der Regel als Trostwort bei verflossenen Liebschaften benutzt wird: „Ist der Papst tot, wählt man einen anderen = Morto un papa, se ne fa un altro.“ Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: da is die Frau wech und dann kommt einem der kleine Italiener mit ’nem toten Papst um die Ecke. Wenn das keinen tiefen Blick in die italienische Seele gibt, dann weiß ich es auch nich. Es gibt also einen Grund, warum Gina Lollobrigida auf den meisten Fotos hinreißend schmollt.
Sorry, schon wieder dieser fiese Sonnenuntergang
Liebe Grüße, Berna und Patrick