Ey! Ich hab Sonne gebucht und nein, ich bin kein Schwede

Mit dem Alter kommen Alterserscheinungen und mit der Zivilisation kommen Zivilisationserscheinungen. Ein Mischform aus diesen beiden Problemkreisen sind die Berge von Handtüchern, die sich aus dem scheinbaren Nichts heraus vor dem Frühstück hier auf den Strandliegen unseres Resorts in Khao Lak materialisieren. Das ist ein klitzekleines Bisschen unromantisch. Und das, obwohl wir fast ausschließlich von Schweden umgeben sind. Waren es nicht die Schweden, die für putzige Filmchen mit romantischem Inhalt in den frühem 70ern des letzten Jahrhunderts bekannt waren? Möglicherweise ist dies nun die Rache der gemeinen Schweden. Wenn sie schon keine so tollen Autos bauen können wie die Deutschen und selbst die schwedische Filmindustrie darnieder liegt, dann übertreffen sie die Deutschen zumindest beim Strandliegenmithandtuchbelegen im Urlaub.

Alter Schwede!

Ansonsten passiert hier wenig. Bernadette und dem Wetter ist nich ganz wohl, ich bin etwas faul und selbst Ebbe und Flut verzögern sich jeden Tag ein wenig mehr. Susanne dagegen ist sportlich wahnsinnig aktiv und produziert mit unserer Hilfe Fake-Sport-Videos.

flow

Heute Abend ging es Bernadette und dem Wetter wieder besser und es gab wieder einen Sonnenuntergang.

a coconut with a view

last light

Morgen werden wir einen weiteren Schritt für unsere Rückführung in die Zivilisation unternehmen und in den Robinson Club in Khao Lak umziehen.

So long,

from the person formerly known as Kitty

Zurück in die Zivilisation and bye bye Kitty

Mit 4 verschiedenen Flügen mit 4x Koffer-Einchecken und 4x wieder-Koffer-Abholen haben wir uns von Myanmar verabschiedet und sind nach Khao Lak in Thailand an den Strand gereist. Erleichtert und ein wenig überrascht stelle ich fest, dass diese überaus seltsame Flugticket-Konstruktion auch tatsächlich funktioniert hat.

Der Unterschied zwischen diesen beiden asiatischen Nachbarländern ist erstaunlich. Die Flughäfen in Nyaung U und Heho in Myanmar erschienen noch wie etwas heruntergekommene olle Busbahnhöfe. Das „Gate“ ist nur eine der flugfeldseitigen Türen und dort ruft dann jemand etwas und hält einen Zettel oder ein Schild hoch. Die vor allem von hektischen Japanerinnen durchsetzte Touristenfraktion rennt dann zu dieser Tür und wie der Türsteher einer Diskothek sortiert der Airlinemitarbeiter dort die zum Flug passenden Menschen aus und schickt die anderen wieder weg. Beim Umsteigen in Heho stapft man von der Ankunftshalle zur Abflughalle entweder durch die Blumenrabatten wie wir oder durch Einfahrt und Tor raus auf die Straße und wieder durch die nächste Einfahrt zurück. Hmm. In Yangon gab es dann schon richtige Gates mit dem üblich lustigen Umweg an einigen Shops vorbei und dann gab es dort sogar noch Teppichboden.

Später in Bangkok waren wir – Zack – zurück in der Zivilisation. Effizient und etwas hektisch wuselten Myriaden von gestylten einheimischen Menschen um uns herum. Der Flug von Yangon nach Bangkok hat uns abrupt auch gleich in ein funkelndes Shoppinguniversum versetzt. „Scotty, beam me east for shopping, pleeeease“.

So, und wie ging es wohl weiter? Die beiden Frauen haben dann tatsächlich eine Shoppingtour unternommen. Ich hab mich in eine Coffeeshopfiliale gerettet und zwischen lauter Tall-Fusion-Strawberry-Iced-Mocca-Latte-Frappuchino-Grande einen simplen Cappuccino auf der Karte gefunden und alles war gut.

5 Dinge, die wir an Myanmar vermissen werden:

1. Die authentisch freundlichen & sehr herzlichen Burmesen

2. Die schier unglaubliche Anzahl an beeindruckend schönen Pagoden und Tempeln

3. Der Lebensrhythmus und der deutliche spürbare Einfluss des Buddhismus auf das tägliche Leben in Myanmar

4. Die mit Stolz präsentierte Handwerkskunst

5. Die authentisch freundlichen & sehr herzlichen Burmesen

a little derelict

colorful pagodas

just a detail

5 Dinge, die wir an Myanmar nicht vermissen werden:

1. Das doofe, fast blickdichte aber ungemein reissfeste Strech-Krepp-Klopapier

2. Das Sammeln des noch dooferen, weil benutzten Strechkreppklopapiers in Eimerchen neben dem Klo

3. Das oft kaum verständliche Englisch

4. Die Staublunge welche man sich als Fahrradfahrer oder Fußgänger einfängt

5. Betelnusskauer, die gleich eimerweise knallroten Speichel ausspucken

Ansonsten haben wir uns von meinem Pseudonym Mr. Kitty verabschiedet. Die effizienten Thais haben mir direkt hinter der Zollkontrolle eine lokale SIM verkauft, diesmal aber vorher meinen Pass fotografiert. Nix mehr mit putzigem Pseudonym.

Welch humorlose Bande!

Liebe Grüße,

Pat

Fremd ist der Fremde nur in der Fremde

Zum Abschied von „Inne Lake“ macht die birmanische Hochebene wettertechnisch einen auf norddeutsche Tiefebene und bietet sämtliche Wettervarianten in kurzer Abfolge. Photographisch gab es dabei mehrere Steilvorlagen, die ich mir aber auch redlich verdient habe! Ich bin nämlich tatsächlich mehrere Stunden gewandert, ohne zu nörgeln. So etwas muss einfach ein verdammt sauberes Karma verursachen.

posing

no haste

Dann haben wir uns tapfer durch die eine oder andere Tiefebene der Kochkunst in diesem Land hindurchgefuttert. Eigentlich wollte ich die lokalen Speisen ernsthaft alle durchprobieren, erkläre diese bekloppte Idee aber per sofort für beendet. Meine persönliche Antwort auf unschöne Überraschungen beim Essen hier sieht immer gleich aus und besteht in der Bestellung von Bratnudeln. Bei zweifelhaften Hygieneverhältnissen kann man dann noch genügend Cilli-Öl darüber kippen und Zack sind auch fiese potenzielle Magendarmkeime verscheucht.

Den gemeinen Birmanen mit buddhistischen Grundhaltung ficht so etwas nun gar nicht an. Die haben überhaupt eine bemerkenswerte Toleranz. Beeindruckt war ich nach einem Bootsunfall am Inle Lake, der zwar glimpflich ablief, jedoch potentiell durchaus gefährlich war. Unser Boot wurde von einem anderen Boot heftig gerammt, welches auf der falschen Seite fuhr und mit Vollgas und ohne Sicht um die Ecke kam. Der gegnerische Kahn war glücklicherweise genügend schwer beladen, sodass nur die Holzrümpfe kollidiert sind. Bei einem unbeladenen Boot hätte der Bug so weit aus dem Wasser geragt, dass erst ich und dann Bernadette vom Rumpf getroffen worden wären. Der erschrockene Bootsfüher und der Guide erkundigten sich nur, ob wir denn wirklich unverletzt seien. In Italien wäre „Stronzo“ noch die schmeichelhafteste Bezeichnung für den Unfallgegner gewesen und auch ich hätte als Bootsfüherer erstmal ein heftiges Gebrüll aus den Niederungen des Stammhirnes abgesondert. Hier dagegen lächelt der kleine birmanische Bootsführer den Vorfall einfach wech und es fällt kein (!) lautes Wort. Möglicherweise sollten sich der gemeine Italiener und auch ich von den kleinen Birmanen etwas abgucken. Die Dinge einfach so zu nehmen, wie sie sind und nicht zu bewerten, ist unzweifelhaft schlau und schont so nebenbei das eigene Herzkreislaufsystem. Fazit: schöner Gedanke aber für mich es war möglicherweise eine prima Idee, keine Karriere als buddhistischer Mönch anzustreben…

glowing

Mittlerweile sind wir nach Bagan im Bundesland Mandalay Division weitergereist. Um 5 Uhr 30 zu starten, um ausgerechnet Sylvester den Sonnenaufgang zu erleben ist ein schöner Abschied von 2017. So wie im echten Leben sind wir nun um 18 Uhr nicht mehr ganz taufrisch 🙂

temples and balloons

faith

ananda temple

happynewyear & liebe Grüße von Mr. Kitty

Ein Tag am See

Mit Susanne ist unsere kleine Reisegruppe mittlerweile auf 3 Personen angewachsen und wir lümmeln uns immer noch am Inle Lake herum. Der gemeine Burmese an sich verschluckt das L furchtbar gern und spricht dann leider vom „Inne lake“. Das klingt zumindest für meine Ohren doof bis sprachlich dezent behindert und so blöd es auch anmutet, ich muss tatsächlich an mich halten, den Reflex zu unterdrücken, hier jemand zu verbessern. Gott sei dank gelingt es mir zumindest hier, meine Klappe auch tatsächlich zu halten. Klappe halten ist eh besser, wenn einem so dämliche Reime wie „Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Mr. Kitty heiß“ durch den Kopf gehen.

transportation hub

Zurück zur Geographie. Der Inle See liegt auf einer Hochebene von Myanmar mit ca. 900 Höhenmetern und hat trotz vieler Sonnenstunden ein eher schattiges Klima. Mit anderen Worten: es ist in der momentanen Trockenzeit nachts unter 10 Grad und auch uns ist es morgens noch echt kalt.

Wichtigstes Transportmittel hier sind traditionell gefertigte Holzboote, die unter ohrenbetäubender Beschallung atemberaubende Geschwindigkeiten erreichen. Das steht dann im krassen Gegensatz zu den hier traditionellen Einbein-Ruderern. Um Missverständnissen direkt vorzubeugen: die Einbeinruderer haben zwar 2 Beine, benutzen aber nur eines davon zum Rudern, wodurch sie dann 2 Hände zum Fischen frei haben. Das restliche Bein benötigen sie für Balance und auch, um der Schwerkraft zu trotzen. Trotz Meditation klappt das mit der Levitation auch selbst bei den buddhistischen Locals nicht so ganz. In punkto Multitasking sind die ollen Burmesen damit aber ganz weit vorne! Dabei wird es umso peinlicher, wenn man bedenkt, dass der „normalintelligente“ nordeuropäische Mann zum Zähneputzen mit schulterbreitem Stand und vorgebeugtem Oberkörper das komplette Gehirn braucht..

not posing

Myanmar hat so viele Gesichter: einerseits ist die Kommunikationstechnologie auf einem definitiv höheren Niveau als in zB in Mecklenburg-Vorpommern, andererseits werden die Felder direkt unter dem niegelnagelneuen Funkmast dann tatsächlich noch mit einem von Ochsen gezogenen Pflug bestellt. Auch der gemeine von Wasserbüffeln gezogene Karren ist im hiesigen Straßenbild durchaus üblich. Nicht nur in der 5-Millionen-Einwohnerstadt-Yangon, sondern auch hier in Nyaung Shwe in der Provinz tippen die sehr kommunikativen Burmesen 24 h emsig auf ihre Smartphones ein. Die moderne Burmesin von heute kann locker selbst beim Motorrollerfahren auf steinigen Feldwegen noch nebenbei eine SMS eintippen. Auf dem Markt wiederum scheint es, als ob wir in das vorletzte Jahrhundert zurückversetzt worden sind.

rural transport

colorful myanmar

tranquil transport

Bei all diesen Eindrücken fühlen wir uns wie das Schulkind in einem Cartoon von Gary Larson, dass sich meldet und fragt „may I be excused, my brain is full!“

So long,

yours Kitty

Sein Name sei Kitty, ommmmmm

Aua! Ausgerechnet Kitty! Nicht Tom, Dick oder Harry, sondern ausgerechnet Kitty! Hab ich wahrscheinlich nicht anders verdient aber erstmal der Reihe nach. Noch am Flughafen in Yangon hab ich mir eine burmesische SIM Card zugelegt und die von einer freundlichen Mitarbeiterin im Shop aktivieren lassen. Ehrlich gesagt hab ich gar nicht so aufgepasst, was sie mit meinem Handy gemacht hat, hat auch nur 3 Minuten gebraucht. Logisch hat die Dame nicht nach meinem Namen gefragt oder sich gar mit dem deutschen ü auseinandergesetzt, sondern irgendeinen Fantasienamen eingegeben. Aber, musste es denn wirklich Kitty sein? Die burmesische Telefongesellschaft schickt mir nun täglich iMessages mit lustigen Schriftzeichen. Gestern hab ich das auf englische Sprache umgestellt, was möglicherweise sehr doof war. Nun kann ich es lesen. Nun weiß ich, dass ich Kitty heiße. Das ist schlimm. Die schreiben mir, ich sei als Mr. Kitty Boolean bei Ihnen gemeldet und fragen, ob das denn korrekt sei. Vor dem Telefonat mit der vermutlich netten, fast englisch sprechenden Mitarbeiterin fürchte ich mich ein wenig. So werde ich die nächsten 9 Tage meinem Pseudonym wohl treu bleiben. Na gut, mein Name sei Kitty…. ommmmmmmm

Gestern haben wir Yangon verlassen und sind weiter nördlich in den Shan-Staat zum Inle See gereist. Reisen soll ein Abenteuer sein? OK, war es! Inclusive des putzigen Spielchens „unser Flughafenschalter ist nicht für Sie zuständig, gehen Sie bitte an Schalter Nummer 20“ sowie einem Flug mit einer Propellermaschine, die erst ab gefühlten 350 km/h startet. Zur Ehrenrettung der extrem freundlichen Menschen in Myanmar muss ich allerdings erwähnen, dass die Mitarbeiter an dem zweiten Schalter dann 20 Minuten lang versucht haben, uns einzubuchen, um uns dann wieder genau an den ursprünglichen Schalter persönlich zu begleiten, wo wir dann doch Einchecken durften.

sundowner

Jetzt sind wir nahe des Ortes Nyaung Shwe im Inle Resort und haben erst mal einen Gang zurück geschaltet. Der Weihnachtsmann hat uns ein Upgrade beschert und wir freuen uns auf 5 Tage in einer tollen Hütte in Wassernähe. Die Matrix hier ist sauber programmiert und bietet abends spektakuläre Sonnenuntergänge, mystischen Nebel am frühen Morgen und dazwischen nachtaktive Geckos im Dachstuhl unserer Hütte. Sehr kommod und idyllisch das Ganze!

looking

good morning

shapes

Zudem bietet das Resort einen fast englisch sprechenden französischen Hotelier, der hier als personifizierte Mischung aus Luchs und Polizist im ganzen Resort 24 Stunden am Tag Streife geht und auf die zumeist fast englisch sprechenden Burmesen aufpasst. In einem echten Paralleluniversum würde John Cleese feixend hinter der nächsten Palme stehen 🙂

So long, yours Kitty