Die Inseln des Schmerzes, Tintoretto und Ordnung muss sein

venezia classic

Eigentlich sagt man uns gemeinen Germanen doch ein eher neurotisch gesteigertes Verhältnis zur Ordnung nach. Der kleine Venizianer an sich auf seinen Inselchen in seiner Lagune toppt uns da aber locker. Schon lange vor dieser neuen Polizeiordnung hatte er eine präzise Vorstellung davon, was der Stadt nun förderlich sei und was eben nicht. Auf die verschiedenen „isole del dolore“ wurden alle Arten von Kranken und Irren schon mal weggesperrt. Die Glasbläser wurden wegen der Brandgefahr und ihren abscheulichen Produkten nach Murano verbannt. Selbst die Toten haben ihre eigene Friedhofsinsel. Und auch die werden wieder ausgebuddelt und die Gebeine dann ein Inselchen weiter gestapelt. Ist wirklich sehr ordentlich hier in Venedig!

Deterioration

Nur bei der Aufbewahrung der so bedeutungsvollen Gebeine des Heiligen Markus mangelte es an Ordnung. Die geklauten Reliquien hat der kleine Venizianer bei der Renovierung der Markusdomes einfach mal verlegt und wech waren sie. Das is so, als ob heute jemand zum Vorstandsvorsitzenden der Telekom sagt „Chef, ich hab das Magenta in der Mittagspause auf einer Parkbank liegen gelassen“. So etwa hundert Jahre später, im Jahr 1094 wurden die Reliquen per „Zufall“ in einer Säule wiedergefunden und das Ganze zum Wunder erklärt. Ich finde, das ist eine ganz wunderbare Geschichte :-)))

the light

Wir dagegen haben uns ordentlich amüsiert und einen Thementag absolviert. Um bei dem Besuch im Kunstmuseum Accademia mal nicht schier erschlagen zu werden, haben wir uns über Tintoretto beim Frühstück belesen und alle anderen ausgestellten Künstler dort ignoriert/diskriminiert. Tizian? Bah, schau ich heute mal nicht hin! Tintoretto war nicht nur für seine Begabung bekannt, sondern auch der König der Geschissmacher und ein gerissener Kaufmann obendrein: „Listenreich kämpft sich der Sohn eines Färbers Mitte des 16. Jahrhunderts an die Spitze der venezianischen Maler und bringt dabei selbst den großen Tizian in Bedrängnis. Ohne Rücksicht auf sein finanzielles Auskommen und getrieben vom Ehrgeiz malt der junge Mann wie ein Besessener“

Später haben wir noch den Dogenpalast besichtigt uns aber auch dort wieder auf Tintoretto konzentriert.

once there was might

aqua alta

Der Markusplatz war heute durch ein Hochwasser überschwemmt und mal nicht von Myriaden von anderen Touristen überlaufen. Nur bei und nach heftigen Regengüssen wie am Montag hat es weniger Menschen dort. Die Menschenmengen hier klumpen jedoch meist an wenigen Orten zusammen, somit kann man denen teils gut aus dem Weg gehen. Schon 100 m entfernt von den touristischen Schlagadern wird es ruhig. Tja, kaum finden wir uns hier zurecht, rückt der Rückflug am Freitag heran.

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