Venezia, la Serenissima Repubblica di San Marco oder Alles nur Schwindel?

26/08/2018

the onlookers

mother of marketing

Wir machen leichtfertig den ersten schweren Fehler: wir übersetzen den ehemals offiziellen Staatsnamen der Republik Venedig ins Deutsche und landen bei „Venedig, der allerdurchlauchtesten Republik des Heiligen Markus“. Das klingt etwas verschwurbelt, ist aber noch erträglich. Dann kommt der zweite Fehler: wir hinterfragen, was denn bitteschön der heilige Markus mit Venedig zu schaffen hat?
Antwort: eigentlich gar nix, bis sich 828 die feinen Venezianer als Hühnerdiebe betätigt haben und die Markusreliquien aus Alexandria geklaut haben. Der Evangelist Markus wurde infolgedessen zum heiligen Schutzpatron von Venedig und sein Symbol des geflügelten Löwen haben die Venezianer auch gleich mit konfisziert, passt schon, quanto basta!

some square this is

piazza san marco

Angesichts der damals geltenden Überzeugungen war das eine unglaublich schlaue PR-Kampagne, eine göttliche Begründung für den Machtanspruch. Bedenkt man dann noch, dass sich gerade im Schoss der Kirche damals Reliquien wie die Karnickel vermehrt haben, darf man an der Echtheit dieser Gebeine ernsthaft zweifeln. Waren die angeblichen Hühnerdiebe in Wirklichkeit doch nur aufrichtige Schwindler und hatten dem Mob einfach die Knochen irgendeines koptischen Priesters untergejubelt? Wir stellen also fest, dass schon lange vor Herrn Trump ganz andere Blender Politik gemacht haben und die Fakten der Menschheitsgeschichte auch nicht niveauvoller

steel nose

Dafür haben die Venezianer ihren Dom aber so etwa 800 Jahre vor den Kölnern fertig gestellt undeutlich waren insofern pfiffiger als die Kölner, indem sie auf den Bau einer U-Bahn bis dato einfach mal verzichtet haben!

Für diesen letzten Satz werde ich wohlmöglich böse büßen müssen…. Bisher hatte ich Verwandte und Freunde in Köln…

Der Tag fing doch so schön an. Habe ich doch grandios verpennt und bin nicht um 5 Uhr aufgestanden, um mich vor Sonnenaufgang mit Stativ in Stellung zu bringen sondern habe stur bis zum Sonnenaufgang durchgeschlafen. So als ob ich im Urlaub sei. Hach. Als erstes haben wir Peggy Guggenheim mit ihren Hunden im Museum besucht. Die Dame hat Männer und Moderne Kunst gesammelt. Die Kunst haben wir zumeist bestaunt. Die Männer aus der Sammlung Guggenheim sind jedoch fast alle tot. Anschließend sind wir durch die Stadt gewandert, haben eine Regatta bestaunt und uns treiben lassen.

regatta

Wir lungern in Venedig herum und ich verderbe der Stadt ein klein wenig die „bella figura“

skyline

Der gemeine Italiener liebt es, auf die „bella figura“ zu achten. Man zieht sich fein an, spaziert zum Beispiel am Sonntag Nachmittag den corso auf und ab und gibt dabei eine ganz famose Figur ab. Der Venezianer weitet das Prinzip nun auch auf seine Stadt aus. Die Süddeutsche Zeitung berichtete im September über die Pläne des Gemeinderates für eine neue Polizeiordnung. Mit dieser sollen nun Touristen davon abgehalten werden, der Serenissima die städtische bella figura, das Dekorum zu versauen. Artikel 35 soll das Verbot regeln, nach dem sich Menschen (ergo Touristen) nicht etwa auf das Pflaster oder (Gott vergib ihnen) gar auf die Stufen des Markusdoms so einfach hinsetzen dürfen. Das sehe wirklich nicht schön aus und deswegen sei das künftig mit Geldstafen von 50 bis 500 EUR zu ahnden. Artikel 37 soll übrigens öffentlichen Alkoholkonsum und selbst das Herumtragen von Alkohol ohne guten Grund (hä ?? !!) zwischen 20 Uhr und 5 Uhr unter Strafe stellen. Also, mir fallen da schon eine Reihe guter Gründe ein, doch könnte der Vertreter der örtlichen Polizia möglicherweise anderer Meinung sein. Bevor der gemeine Venezianer solche perfiden Pläne in die Tat umsetzen kann, sind wir schnell noch mal nach Venedig gereist. Mal so richtig dort herumlungern und das eine oder andere alkoholische Getränk durch die Gassen der ehemaligen Republik spazieren tragen.

after rain and music stopped

only one piazza in venice

Unsere Anreise war unkompliziert und vor allem die Bootsfahrt vom Flughafen in die Stadt war ein schönes Erlebnis. Venedig selber macht immer noch eine bella figura, nur ich, ich falle prompt aus dem Rahmen, nachdem mir Bernadette aus Versehen ihre Tomaten mit Olivenöl in den Schritt gekippt hat. Aus mit der bella figura! Wir lungern also in Venedig herum, lassen uns heute ziellos treiben und konsumieren alkoholische Getränke in der Öffentlichkeit.

Bei Dunkelheit fällt meine unwürdige Beschmutzung kaum noch auf und wir freuen uns, hier gut angekommen zu sein.

la serenissima